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Plauen 1945 bis 1949 –
vom Dritten Reich zum Sozialismus


Entnazifizierung und personell-struktureller Umbau in kommunaler
Verwaltung, Wirtschaft und Bildungswesen


Promotion
zur Erlangung des akademischen Grades
Dr. phil.
der Philosophischen Fakultät
der Technischen Universität Chemnitz
eingereicht von
Dipl.-Lehrer Andreas Krone
geboren am 26. Februar 1957 in Plauen
angefertigt an der
Technischen Universität Chemnitz-Zwickau
Fachbereich Regionalgeschichte Sachsen
betreut von:
Dr. sc. phil. Reiner Groß
Professor für Regionalgeschichte Sachsen
Beschluß über die Verleihung des akademischen Grades
Doktor eines Wissenschaftszweiges vom 31. Januar 2001

Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und
keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwendet wurden.
Tobertitz, 8. März 2000
Andreas Krone
Lebenslauf
Name: Andreas Krone
Geburtsdatum: 26. Februar 1957
Geburtsort: Plauen
Adresse: Hauptstraße 2d
08538 Tobertitz/b. Plauen
Schulbildung: 1963-1971 Polytechnische Oberschule
1971-1975 Erweiterte Oberschule/Abitur
Armeedienst: 1975-1977
Studium: 1977-1981 Pädagogische Hochschule „Clara Zetkin“ Leipzig,
Abschluss als Diplomlehrer Deutsch/Geschichte
Beruflicher
Werdegang: 1981-1991 Lehrer für Deutsch/Geschichte
1992-1993 Dozent am Institut für berufsbezogene Information
und Bildung GmbH, Leipzig
ab 1993 freiberuflicher Redakteur








--
Inhaltsverzeichnis
Seite
0. Einleitung 4
1. Die Stadt Plauen am Ende des 2. Weltkrieges - eine Bilanz 9
2. Zwischenspiel - die Amerikaner in Plauen (April 1945 - Juni 1945) 16
2.1. Stadtverwaltung und antifaschistischer Blockausschuß 16
2.2. Besatzungspolitik in der Übergangsphase 24
2.3. Anschluß an die amerikanische Zone? 35
2.4. Resümee 36
3. Das erste Nachkriegsjahr unter sowjetischer Besatzung 38
(Juli 1945 - August 1946)
3.1. Entnazifizierung unter der Bevölkerung bis Ende 1945 38
3.2. Stadtverwaltung 53
3.2.1. Personalreform im Stadtrat 53
3.2.2. Strukturelle Veränderungen im Verwaltungsapparat 66
3.2.3. Verwaltung des Mangels 69
a) Ernährungsamt 69
b) Wohnungsamt 72
c) Wohlfahrtsamt 75
3.2.4. Eingesetzte Ausschüsse statt gewähltes Parlament 78
3.2.5. Abhängigkeit der Stadtverwaltung von der Besatzungsmacht 82
3.2.6. Exkurs: Überwachung durch „antifaschistische“ Hauswarte 90
3.3. Wirtschaft 93
3.3.1. Erste personelle Maßnahmen zur Bereinigung der Wirtschaft 93
3.3.2. Kontrolle und Reglementierung der Unternehmen 96
3.3.3. Entnazifizierung in einer neuen Dimension 98
a) Die Befehle Nr. 124 und Nr. 126 der SMAD 98
b) Amt für Betriebsneuordnung 100
2
c) Volksentscheid 102
d) Bodenreform 110
3.3.4. Wiederaufbau 113
a) Rohstoff-, Material- und Arbeitskräftesituation 113
b) Wiederaufnahme der Produktion im Dienste der Besatzungsmacht 120
und Demontagen
3.4. Schulwesen 127
3.4.1. Entnazifizierung 127
3.4.2. Wiederaufnahme des Unterrichts 135
a) Personalsituation vor Beginn des Schuljahres 1945/46 135
b) Erste Schulung der Lehrkräfte 138
c) Neulehrergewinnung und –ausbildung 140
d) Lehrpläne 144
e) Raumnot und fehlende Unterrichtsmittel 146
4. Auf dem Weg in den Sozialismus (September 1946 - Oktober 1949) 149
4.1. Fortsetzung und Abschluß der Entnazifizierung 149
4.1.1. Die Direktiven Nr. 24 und Nr. 38 des Alliierten Kontrollrates 149
4.1.2. Die Entnazifizierungskommissionen in der Stadt Plauen 153
von Januar 1947 bis August 1947
a) Kreis-Entnazifizierungskommission und Kommissionen 153
für den öffentlichen Dienst
b) Regionaler Entnazifizierungsausschuß für Industrie und Handel 159
4.1.3. Die Befehle Nr. 201 und Nr. 35 der SMAD - 162
Zentralisierung und Abschluß der Entnazifizierung
a) Die zentrale Entnazifizierungskommission für die Stadt Plauen 162
b) Gerichtliche Verurteilungen 168
4.2. Gemeinde - und Landtagswahlen 1946 173
4.2.1. Propagandistische Vorbereitung 173
4.2.2. Wahlausschluß 176
4.2.3. Ergebnisse 178
4.3. Stadtverordnetenversammlung und Stadtverwaltung 179
4.3.1. Die Bildung der Stadtverordnetenversammlung und des Rates der Stadt 179
3
a) Stadtverordnetenversammlung und Ausschüsse 179
b) Rat der Stadt und Oberbürgermeister 183
4.3.2. Machtgrenzen und Taktik der kleinen Schritte - die fortschreitende 188
Instrumentalisierung des kommunalen Verwaltungsapparates durch die SED
a) Ungewohnte Opposition - die SED in der Stadtverordnetenversammlung 188
b) Reduzierung der Dezernate 192
c) Direktor statt Aufsichtsratsvorsitzender im Kommunalen Wirtschafts- 194
unternehmen (KWU) – eine weitere Niederlage für die SED
d) Die Ideologisierung der Stadtverwaltung 196
4.4. Von der Privat- zur Kollektivwirtschaft 200
4.4.1. Der Feldzug gegen den Mittelstand 200
4.4.2. Der „volkseigene“ Sektor der Wirtschaft 204
a) Arbeitskräftemangel, Materialnot und fehlende Zahlungsmittel 204
b) Trümmer- und Schuttberäumung – ein Zwischenergebnis 211
c) Planwirtschaft, Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung 216
4.5. Reformen im Schulwesen 222
4.5.1. Einheitsschule 222
4.5.2. Personalsituation 226
4.5.3. Der „politische“ Lehrer 228
5. Zusammenfassung 232
6. Abkürzungsverzeichnis 236
7. Quellen- und Literaturverzeichnis 238
a) Ungedruckte Quellen 238
b) Gedruckte Quellen und Literatur 245
8. Dokumentenanhang 276

0. Einleitung

Über die Entnazifizierung und den Aufbau der sogenannten antifaschistischdemokratischen Ordnung in der sowjetischen Besatzungszone ist schon in den
Jahrzehnten der Teilung Deutschlands in West wie in Ost viel geschrieben worden. Die
Untersuchungen der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft bezogen sich
überwiegend auf das Territorium der Sowjetzone insgesamt oder aber auf einzelne
Länder und Provinzen; Säuberungsmaßnahmen und gesellschaftliche Reformen auf
lokaler Ebene dagegen blieben weiße Flecken. Dies lag nicht etwa im mangelnden
Interesse für diesen Forschungsgegenstand begründet, vielmehr blieben viele Quellen in
den Stadt-, Kreis- und erst recht Parteiarchiven Verschlußsache.
Selbstverständlich existierte auch in der DDR eine regionale Geschichtsforschung, doch
wurde diese vollständig von der kommunistischen Ideologie beherrscht. Arbeiten, die
die Entwicklung einer Stadt oder eines Landkreises in den Nachkriegsjahren zum Inhalt
hatten, entstanden in aller Regel als Auftragswerke der SED-Kreisleitungen und dienten
stets dazu, die Politik der Einheitspartei zu legitimieren. Unzensiert wurden solche
Projekte nie veröffentlicht. In Plauen erschienen in den achtziger Jahren zur
Nachkriegsgeschichte der Stadt und des Kreises ganze zwei Broschüren, die unter den
Titeln „Zur Geschichte der Plauener Arbeiterbewegung in den Jahren 1945/1946 nach
der dunkelsten Ära deutscher Geschichte“ sowie „Der antifaschistisch-demokratische
Neuaufbau in der Stadt und im Kreis Plauen unter Führung der SED nach der
Vereinigung bis zur Gründung der DDR (Mai 1946 bis Oktober 1949)“ veröffentlicht
wurden. Vor der Druckfreigabe begutachtete der damalige 1. Sekretär der SEDKreisleitung die Manuskripte persönlich. Dem Geschichtsbild der Partei
widersprechende Erscheinungen und Entwicklungen fielen, sofern sie überhaupt
Erwähnung fanden, dem Rotstift zum Opfer. Was übrigblieb, war ein Loblied auf die
Genossen der ersten Stunde, die, stets geführt vom klugen Rat des großen sowjetischen
Klassenbruders in Person der Besatzungsoffiziere, in der schwer zerstörten Stadt allen
Schwierigkeiten und Problemen zum Trotz die Fundamente für den ersten deutschen
Arbeiter- und Bauernstaat errichteten.
Seit nunmehr einem Jahrzehnt besteht die Möglichkeit, die kommunale Entwicklung in
der ehemaligen SBZ/DDR frei von weltanschaulichen Zwängen aufzuarbeiten. Der
regionalen Geschichtsforschung eröffnet sich damit ein breites Betätigungsfeld. Dies
gilt für die Stadt Plauen, eine Wissenschaftsprovinz, an der die Hochschullandschaft
des Freistaates Sachsen bis heute nahezu spurlos vorübergegangen ist, in besonderem
Maße. Über die Entwicklung Plauens von 1945 bis in die Gegenwart sind nach der
Wiedervereinigung noch keine zusammenhängenden Untersuchungen angestellt
worden, ebenso wenig gibt es nennenswerte wissenschaftliche Veröffentlichungen über
diese Periode. Hier besteht ein großer Nachholebedarf, was für mich neben
5
persönlichem Interesse letztlich der ausschlaggebende Grund war, in Eigeninitiative die
vorliegende Arbeit über meine Heimatstadt anzufertigen.
Bei der zeitlichen Eingrenzung des Forschungsgegenstandes boten sich Zäsuren 1945 –
Ende des Zweiten Weltkrieges – und 1949 – Gründung der DDR – an, thematisch
konzentriert sich die Untersuchung auf die gesellschaftlichen Kernbereiche
Kommunalverwaltung, Wirtschaft und Bildungswesen. Durch die bewußte Verengung des
Themas war es möglich, die Abhandlung detailreich zu gestalten und mit vielen Beispielen
zu illustrieren. Auf vergleichende und bewertende Aspekte mit dem Entnazifizierungs- und
Demokratisierungsprozeß in den Westzonen wurde weitestgehend verzichtet. Den
Anspruch auf einen analytisch-generalisierenden Charakter kann und will die Arbeit aus
diesen Gründen nicht erheben, sie ist vielmehr darstellend-narrativ angelegt.
Über die Phasen der Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone herrschte
bereits in der DDR- und der BRD-Geschichtsschreibung weitestgehende
Übereinstimmung. Im allgemeinen werden vier Zeitabschnitte unterschieden:
1. Frühjahr bis Sommer 1945: Von der Beendigung der Kampfhandlungen bis zur
Einsetzung von Länder- und Provinzialverwaltungen fanden auf unterster Ebene
Säuberungsaktionen in Teilbereichen und gegen Einzelpersonen statt.
2. Juli 1945 bis November 1946: In der zweiten Phase übernahmen die Länder- und
Provinzialverwaltungen die Entnazifizierung. Im öffentlichen Dienst erreichte die
Entnazifizierungswelle in diesem Zeitraum ihren Höhepunkt, in der Industrie und
der Landwirtschaft wurden mit den beiden großen Enteignungsaktionen im Rahmen
der Bodenreform sowie des Volksentscheides die Weichen für die Verstaatlichung
der Wirtschaft gestellt.
3. Dezember 1946 bis August 1947: Auf der Grundlage der alliierten
Kontrollratsdirektive Nr. 24 vom 12. Januar 1946 wurden im Dezember 1946 auf
Landes- und Kreisebene Entnazifizierungskommissionen für die kommunalen
Verwaltungen sowie für Industrie und Handel gebildet. Ziel dieser Ausschüsse war
es, die aktiven ehemaligen NSDAP-Mitglieder herauszufiltern.
4. August 1947 bis März 1948: Mit dem Befehl Nr. 201 hob die SMAD sämtliche
Bestimmungen auf, die die bürgerlichen Rechte nomineller ehemaliger NSDAPMitglieder einschränkten. Um eine stärkere Zentralisierung der Entnazifizierung zu
erreichen, trat an die Stelle der unterschiedlichen regionalen Entnazifizierungskommissionen eine einheitlich Kommission in den Stadt- und den
Landkreisen. Die Verurteilung der „NS-Verbrecher“ bekamen deutsche Gerichte
6
übertragen. Mit dem Erlaß des Befehls Nr. 35 der SMAD von 25. Februar 1948, der
die Auflösung dieser Kommissionen anordnete, endete diese letzte Phase. /1/1
Innerhalb dieser Perioden vollzog sich in Plauen der Entnazifizierungsprozeß nach den
gleichen Grundsätzen wie in der gesamten sowjetischen Besatzungszone. Überall lagen
dieselben Befehle der alliierten Streitkräfte, der SMAD oder der Landesverwaltung
zugrunde, nach denen Ende 1945 zunächst spontane Säuberungswellen ausgelöst, 1947
dann Entnazifizierungskommissionen gebildet wurden. Überall galten auch die gleichen
Überprüfungsrichtlinien, die die von überzeugten SED-Kadern beherrschten
Kommissionen fast immer nach der Devise umsetzten, lieber einen Beschuldigten
zuviel als einen zu wenig zu „entnazifizieren“. Eher partielle denn grundsätzliche
Unterschiede zu anderen Städten in Sachsen gab es auch beim wirtschaftlichen Aufbau
und der Schulreform. Insofern leistet diese Dissertation auch einen Beitrag zur
Erforschung der sächsischen Nachkriegsgeschichte.
Entnazifizierung in der SBZ beschränkte sich jedoch nicht allein auf Säuberung im
engeren Sinne, das heißt auf die Überprüfung und die Bestrafung von Einzelpersonen.
Zur Vergangenheitsbewältigung wurde die Entnazifizierung in einem viel
umfassenderen Sinne ge- oder besser mißbraucht. Es ging dabei um „Klassenkampf“,
um die Überwindung der politischen Machtstrukturen, der ökonomischen
Eigentumsverhältnisse und des geistig-kulturellen Erbes des Kapitalismus bei
gleichzeitigem Aufbau eines SED-hörigen Staatsapparates, der Verstaatlichung der
Wirtschaft und einer sozialistischen Kulturrevolution. /2/
Auch mit dieser Seite der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt sich die vorliegende
Arbeit. Dabei wird deutlich, daß die Personal- und Strukturreform im kommunalen
Verwaltungsapparat und im Rat der Stadt /3/ gegenüber vergleichbaren sächsischen
Städten durch einige Besonderheiten gekennzeichnet war. In Plauen hatten es die
Kommunisten für SBZ-Verhältnisse ungewöhnlich schwer, die kommunale Macht an
sich zu reißen. Aus den Gemeindewahlen am 1. September 1946 ging die LDP als
stärkste Partei hervor - eine Ausnahme, die unter allen 23 sächsischen Stadtkreisen nur
noch in Radebeul und Aue (hier errang die CDU die meisten Stimmen) gelang. In
Plauen stellte die LDP bis Anfang 1953 den Oberbürgermeister, von den neun
besoldeten Stadträten (einschließlich der beiden Bürgermeister) nach der Wahl 1946
gehörten drei der LDP und einer der CDU an, und in der Stadtverordnetenversammlung

1) Vgl. Dazu Welsh, Revolutionärer Wandel, S. 18 und 19; Meinicke, Entnazifizierung, S. XXIII-XXV.
2) Christa Hoffmann unterscheidet drei Dimensionen der Vergangenheitsbewältigung in der sowjetischen Besatzungszone, die nicht
eindeutig von einander abzugrenzen sind: die strafrechtliche, die personalpolitische und die historische Dimension. Christa Hoffmann,
Stunde Null?, S. 26.
3) Dem Rat der Stadt gehören in der SBZ und später auch in der DDR der Oberbürgermeister, die Bürgermeister sowie die Dezernenten
(Stadträte) an, die Abgeordneten tagten als Stadtverordnete in der Stadtverordnetenversammlung.
7
verfügten die beiden bürgerlichen Parteien über eine komfortable Mehrheit von sechs
Mandaten. Zwar verurteilte die Sitzverteilung im Stadtparlament zwischen 1946 und
1950 die SED keineswegs zur Oppositionspartei im bürgerlich-demokratischen Sinne -
dafür garantierte schon die Omnipotenz der sowjetischen Militärmacht. Jedoch mußten
sich die Kommunisten in der Stadtverordnetenversammlung und in der Stadtverwaltung
mit so manchem Kompromiß begnügen und nicht selten sogar
Abstimmungsniederlagen einstecken – eine Situation, die die Einheitspartei anderswo
in Sachsen längst überwunden hatte.
Im einleitenden Kapitel dieser Arbeit wird die Ausgangssituation der Stadt Plauen nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges dargestellt. Als Standort der Rüstungsindustrie und
als Verkehrsknotenpunkt geriet Plauen 1944/1945 ins Fadenkreuz der alliierten
Luftwaffe. Nach 14 Angriffen durch anglo-amerikanische Bomberverbände gehörte die
Vogtlandmetropole zu den am schwersten zerstörten Städten in der sowjetischen
Besatzungszone. Neben der Bilanzierung der Kriegsschäden finden im Text auch
Schilderungen von Augenzeugen der Luftangriffe Erwähnung, die dem Leser mitunter
in wenigen Worten das Leid und die Not in dieser Zeit so emotional nacherlebbar und
nachhaltig vermitteln kann, wie es keine noch so zahlenstrotzende Statistik vermag.
Das zweite Kapitel hat die Besetzung Plauens durch Truppen der III. US-Armee zum
Inhalt. Die Vogtlandstadt im Südwesten Sachsens und gehörte zu jenem Teil des
heutigen Freistaates, der wie Thüringen im Frühjahr 1945 zwei Siegermächte
kennenlernte. Der Aufenthalt der Amerikaner währte nur 76 Tage. Besatzung auf Zeit –
Entnazifizierung und personeller Austausch beschränkte sich auf Einzelaktionen. Den
US-Truppen folgten am 1. Juli 1945 die sowjetischen Besatzer. Damit begann auch in
Plauen die systematische Entnazifizierung, parallel dazu setzte die Personal- und
Strukturreform im öffentlichen Dienst ein. Mit deren Verlauf und Ergebnissen im
ersten Nachkriegsjahr beschäftigt sich das dritte Kapitel. Gleichzeitig werden
insbesondere am Beispiel des Volksentscheides Enteignungsmechanismen in der SBZ
deutlich gemacht. Im vierten Kapitel wird die schrittweise Zentralisierung des
Entnazifizierungsprozesses bis zu ihrem offiziellen Abschluß im März 1948 untersucht.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Arbeit der verschiedenen
Entnazifizierungskommissionen, die gemäß der Direktiven Nr. 24 und Nr. 38 des
Alliierten Kontrollrates sowie der Befehle Nr. 201 und Nr. 35 der SMAD gebildet und
wieder aufgelöst wurden. Der zweite Schwerpunkt dieses Kapitels hat die sukzessive
Instrumentalisierung des Verwaltungsapparates durch die SED zum Inhalt. Dabei wird
an zahlreichen Beispielen aufgezeigt, wie sich die Kommunisten kommunalpolitisch
nach der verlorenen Wahl 1946 auch unter den Bedingungen der sowjetischen
Besatzung in die Rolle der Opposition fügen mußten – eine bis heute wenig bekannte
Tatsache. Besonders kraß zeigte sich in Handwerk, Handel und Gewerbe, wie die
Entnazifizierung zur Enteignung und Verstaatlichung von Privatunternehmen
mißbraucht wurde. Auch dies wird mit zahlreichen Einzelfällen unterlegt.
8
Der Autor stützte sich bei seiner Untersuchung vornehmlich auf Quellen des Plauener
Stadtarchivs, von denen ein ganzer Teil bis 1990 als „Verschlußsache“ der
Öffentlichkeit unzugänglich blieb. Weiter konnte auf recht umfangreiches Material aus
dem ehemaligen Bezirksparteiarchiv Karl-Marx-Stadt, zwischenzeitlich PDS-Archiv
Chemnitz und heute Außenstelle des Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden,
zurückgegriffen werden. Dagegen hielt sich die Ergiebigkeit der in Frage kommenden
Bestände des SHSA in Grenzen, viele der dort vorhandenen Quellen sind Schriftkopien
der Plauener Stadtverwaltung an die Landesverwaltung beziehungsweise –regierung
und können deshalb auch im Plauener Stadtarchiv eingesehen werden.
Abschließend möchte ich mich bei all jenen bedanken, ohne deren Unterstützung die
nun vorliegende Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Mein besonderer Dank gilt den
Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs Plauen um Oberarchivarin Martina Röber, die mir
nicht nur jederzeit völlig unbürokratisch das notwendige Quellenmaterial zur
Verfügung stellten, sondern mir darüber hinaus bei sämtlichen auftretenden Fragen und
Problemen fachkundig zur Seite standen. Dank sagen möchte ich auch Herrn Professor
Dr. Reiner Groß von der Technischen Universität Chemnitz, der sich zur Begutachtung
und Bewertung meiner eingereichten Dissertation bereit erklärte. Für die
unentbehrlichen Schreibarbeiten danke ich Frau Renate Jäger, Frau Alwina Solka, Frau
Uta Reinhardt sowie Frau Jana Hofmann. Und natürlich möchte ich an dieser Stelle
auch meiner Frau Dank sagen, die viel Verständnis für meine recht aufwendige
„Freizeitbeschäftigung“ aufbrachte und zudem noch das Korrekturlesen übernahm.
Orthographische und grammatische Fehler in den Zitaten und Quellen wurden
stillschweigend berichtigt.


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