Forum Übersicht - VON SCHLAND NACH GAULAND /Das Krisenprogramm der AfD und seine demokratische Grundlage NACH GAULAND
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Die AfD und deren Anhängerschaft samt Pegida werfen einige Fragen auf. Die Reaktion der Bundesregierung aber nicht minder. Statistisch nimmt die Kriminalität ab, auch von einem spezifischen Anstieg der Kriminalität durch Asylbewerber und Asylberechtigte kann keine Rede sein. AfDler und andere Rechte sehen aber in den Geflüchteten die größte Bedrohung überhaupt. Ausgerechnet die Ärmsten der Gesellschaft, ausgerechnet diejenigen, die allerorten behördlich gesondert schikaniert werden, sollen die ganze Gesellschaft kaputt machen? Die Regierungsparteien wollen (bisher) mit der AfD nichts zu tun haben. Zugleich meinen sie aber, dass man die Ängste der Bevölkerung ernst nehmen müsse und setzen praktisch sowieso vieles um, wonach sich die AfDler sehnen: härtere Abschottung, härtere Schikanierung der Geflüchteten, mehr Polizei, mehr Verfassungsschutz, neue Polizeigesetze mit mehr Freiheiten für die direkte staatliche Gewalt gegenüber den Bürgern. Im Namen der nationalen Identität ruft die AfD zur Fundamentalopposition gegen die etablierten Parteien, Presseorgane, Kirchen, Gewerkschaften usw. auf. Im Namen der Volksgemeinschaft verspricht sie, die etablierten Parteien abzusetzen und das Personal eines ganzen »Systems « austauschen zu wollen. Die Regierungsparteien wiederum werfen der AfD vor, genau damit die Gesellschaft zu spalten, anstatt die Gemeinschaft zu fördern. Der Zusammenhalt der Gesellschaft stehe wegen der AfD auf dem Spiel. Die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland kannte so im Jahr 2018 nur ein Thema: Das ›Wir‹ ist in der Krise, wer ist daran Schuld und was muss man zur Überwindung der Krise tun. Die Positionen der AfD und ihrer Geistesgeschwister zu vielen Sachen sind mittlerweile eigentlich allen klar: Geflüchtete nicht reinlassen oder rücksichtslos abschieben, Feindschaft gegen den Islam und Muslime, Feindschaft gegen den Feminismus, Energiewende umkehren, mehr Law & Order, Euro abschaffen usw. Was diese Programmpunkte aber im Kern verbindet, das ist vielen Leuten überhaupt nicht klar. Das wäre aber überhaupt die Voraussetzung dafür, die AfD politisch zu verorten und der Frage nachzugehen, wie man der AfD begegnen sollte. Mit den vorliegenden Texten wollen wir deshalb folgende Fragen beantworten: Was ist der Kern des politischen Programms der AfD? Dies klar zu haben wäre auch die Voraussetzung dafür, zu verstehen, warum die etablierten Parteien und ihre Wählerschaften dann doch auch Verständnis für manche Positionen der AfD haben (meist vorgetragen im Sinne von »die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen«) und wie der politische Kern der AfD sich auf Grundlage des bisherigen Politikbetriebes entwickelt (hat). Dass Anhänger der etablierten Parteien (seien es Mitglieder oder Wähler) für die Positionen der AfD offen sind, zeigt alleine die Tatsache, dass die AfD und ihre Wähler von den etablierten Parteien herkommen. Da der NS mittlerweile über 70 Jahre vorbei ist, kann die Rede von Ewiggestrigen nicht stimmen. Die Anhänger des rechten Standpunktes müssen also ihre politische Schlüsse aus der gelebten Demokratie der BRD gezogen haben, was noch zu zeigen ist. Die folgenden Texte arbeiten sich hauptsächlich an der AfD ab. Manchmal heißt es auch »der rechte Standpunkt«. Damit soll deutlich gemacht werden, dass der inhaltliche Kern und dessen politische Logik nicht alleine von der AfD vertreten wird. Im Ausland gibt es einen Aufschwung rechter Parteien, die abgesehen von länderspezifischen Besonderheiten, dasselbe Kernprogramm haben. Weiter hat der rechte Standpunkt zuweilen auch in anderen Parteien seine Vertreter und am Stammtisch sowieso. An manchen Textstellen werden der AfD andere politische Standpunkte gegenübergestellt. Dann ist vom »demokratischen« oder »bürgerlichen « Standpunkt die Rede. Damit könnte ein Missverständnis befördert werden, nämlich dass die AfD oder andere rechte Parteien von heut auf morgen den Parlamentarismus und das Grundgesetz abschaffen würden, wenn sie an die Macht kommen. Dass das nicht so sein muss, zeigt Orban in Ungarn, die FPÖ in Österreich oder Trump in den USA. Sie benutzen das demokratische System für ihre Ziele und verändern es in ihrem Sinne – denn mit demokratisch gewonnener Macht haben sie dann auch die Macht. Dieses Missverständnis mitgedacht, mögen die Gegenüberstellungen »rechter Standpunkt« versus »demokratischer« oder »bürgerlicher« Standpunkt zunächst mehr als grobe Orientierungen dienen, deren Inhalt sich dann beim Lesen des Textes ergibt.
max hoelz
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