ISABEL ERDEM
Anti-deutsche Linke
oder anti-linke Deutsche?
Eine sachliche Betrachtung
Bei dem Begriff »antideutsch« klingeln bei deutschen Linken die
Alarmglocken und man ist versucht, das Gespräch – so man es friedlich beenden möchte – auf ein unverfänglicheres Gebiet zu lenken
oder aber den Anlass zu einer kontroversen und hochemotionalen
Diskussion zu nutzen, die für gewöhnlich in einer ganz und gar unfriedlichen Trennung gipfelt. Beschimpfungen wie »antisemitisch«,
»rassistisch«, »proisraelisch«, »proislamistisch« und »antiamerikanisch« werden von allen Seiten völlig sinnentfremdet eingesetzt.
Selten haben sich an einem Thema so die linken Geister geschieden,
wie seit Jahren an den antideutschen Ideen. Der Konflikt eskaliert regional derart, dass sich personell unterbesetzte Gruppen spalten und
linke Organisationen auseinander brechen. So sehr die Diskussion um
die Antideutschen die radikale Linke immer noch erschüttert und verwirrt, so sehr geht sie an der übrigen Öffentlichkeit – von linksliberal
bis Neue Rechte – ganz und gar vorbei. Dies ist beruhigend und bedenklich zugleich.