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@JACOBIN / Kommunismus ist Freiheit / Von Søren Mau Übersetzung von Jan Heintz

@JACOBIN / Kommunismus ist Freiheit / Von Søren Mau Übersetzung von Jan Heintz

13.08.2023 00:21

@JACOBIN
https://jacobin.de/artikel/kommunismus-i...mazcNlHIMOZHjLE
/ Kommunismus ist Freiheit
Vorstellungen einer befreiten Gesellschaft allein werden uns keine bessere Zukunft bescheren. Aber sie können als Orientierungspunkte für den kollektiven Kampf dienen. Wie könnte ein Kommunismus aussehen, für den sich der ganze Aufwand lohnt?

Von Søren Mau
Übersetzung von Jan Heintz









Nur wenige verteidigen noch den Kapitalismus. Die meisten haben seine Absurdität erkannt, und Kritiken am bestehenden System richten sich meist an Gleichgesinnte, denn der ideologische Konflikt besteht nicht mehr zwischen denen, die den Kapitalismus verteidigen, und denen, die ihn ablehnen, sondern zwischen Hoffnung und Resignation. Als Anti-Kapitalistinnen und Anti-Kapitalisten besteht unsere Aufgabe heute vielleicht nicht so sehr darin, andere davon zu überzeugen, dass der Kapitalismus zerstörerisch ist, sondern vielmehr darin, den Glauben an die tatsächliche Möglichkeit einer völlig anderen und besseren Organisation unseres gemeinsamen Lebens zu stärken.

Im Gegensatz zu dem, was viele Intellektuelle in ihrer Eitelkeit glauben mögen, ist die Stärkung eines solchen Glaubens im Allgemeinen keine Frage des Besitzes der richtigen Ideen, Argumente und Analysen. Vielmehr ist sie das Ergebnis konkreter Erfahrungen, gemeinsam mit anderen handeln und Veränderungen bewirken zu können. Wenn in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Millionen von Menschen den Sozialismus als eine erreichbare Realität betrachteten, lag das nicht daran, dass sozialistische Intellektuelle ihre Argumente endlich ausreichend geschärft hatten, sondern weil die Arbeiterbewegung in ihrer Blütezeit politische Organisationen geschaffen hatte, die den Menschen die gelebte Erfahrung ermöglichten, durch kollektive Aktion konkrete Verbesserungen in ihrer Lebensqualität zu erreichen.

Schöne Utopien sind belanglos, wenn sie nicht von einem Vertrauen in die Fähigkeit kollektiven Handelns begleitet werden, den Lauf der Geschichte zu verändern. Und ein solches Vertrauen kann nicht allein durch gute Argumente herbeigezaubert werden: Politische Gemeinschaften sind die unvermeidliche Grundlage für Ideen über eine andere und bessere Gesellschaft.

»Die meisten Entscheidungen darüber, was und wie viel produziert werden soll, wer es produzieren soll, wo und wie es produziert werden soll und wer die Erträge der Produktion erhalten soll, werden im Kapitalismus profitorientierten privaten Akteuren überlassen.«
Das bedeutet jedoch nicht, dass Ideen keine Rolle spielen. Ideen über die gute Gesellschaft können für sich genommen niemals historische Veränderungen selbst bewirken, aber das hindert sie nicht daran, Teil eines solchen Prozesses zu sein. Unter den richtigen politischen und historischen Umständen können Ideen als Orientierungspunkte fungieren, die uns bei Entscheidungen darüber helfen, wie wir handeln sollen. Deshalb ist es sinnvoll, Diskussionen darüber zu führen, wie eine freie Gesellschaft aussehen könnte. Und das ist etwas, das Gegnerinnen und Gegner des Kapitalismus viel zu lange vernachlässigt haben.

Glücklicherweise gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Dinge ändern. Immer mehr Menschen denken darüber nach, wie eine postkapitalistische Gesellschaft aussehen könnte, und Diskussionen über »Degrowth-Kommunismus«, »Halb-Erde-Sozialismus«, »vollautomatisierten Luxus-Kommunismus«, »Post-Knappheit«, »Rettungskommunismus« und die »Welt-Kommune« verbreiten sich. Im vergangenen Jahr veröffentlichten M. E. O'Brien und Eman Abdelhadi eine Vision für eine kommunistische Stadt New York: Everything for Everyone: An Oral History of the New York Commune, 2052–2072 Und Aaron Benanav, Jasper Bernes und Cordelia Belton schreiben derzeit Bücher über den Kommunismus, die hoffentlich bald veröffentlicht werden und sicherlich wichtige Beiträge zu den gegenwärtigen Diskussionen über die wirtschaftlichen und politischen Strukturen unserer kommunistischen Zukunft darstellen werden.

Kommunismus ist Demokratie
Im Kapitalismus sind die wirtschaftlichen Aktivitäten einer Gesellschaft nach einem einzigen Prinzip organisiert: dem Profit. Die meisten Entscheidungen darüber, was und wie viel produziert werden soll, wer es produzieren soll, wo und wie es produziert werden soll und wer die Erträge der Produktion erhalten soll, werden den profitorientierten privaten Akteuren überlassen.

Der Kommunismus besteht nicht darin, dieses Prinzip durch ein anderes wirtschaftliches Prinzip zu ersetzen, sondern vielmehr darin, demokratische Entscheidungen darüber zu ermöglichen, wie unsere gemeinsamen Aktivitäten und Ressourcen organisiert werden sollen. Menschen sind soziale Wesen, weil sie in Gruppen leben und aufeinander angewiesen sind, um zu überleben, und sie sind natürliche Wesen, weil sie von einem Ökosystem abhängig sind, das niemandem und somit allen gehört. Der Zugang eines Einzelnen zu seinen eigenen materiellen Lebensbedingungen ist immer durch soziale Beziehungen vermittelt, was bedeutet, dass es sich dabei immer um eine politische Frage handelt.

Aus diesem Grund kann Freiheit niemals nur darin bestehen, dass die Gemeinschaft keine Macht über das Individuum hat, sondern muss auch in der Möglichkeit der Teilhabe der Individuen an den politischen Prozessen bestehen, die ihre Beziehungen zu ihren Lebensbedingungen gestalten. Mit anderen Worten sind Menschen von Natur aus politische Tiere, deren Freiheit nur durch kollektive Selbstbestimmung – oder was wir Demokratie nennen – verwirklicht und aufrechterhalten werden kann. Der Kommunismus ist der Anspruch, dieses demokratische Ideal so ernst wie möglich zu nehmen, und ist als solcher eine Vision von Freiheit. Die Demokratie muss, wie Ellen Meiksins Wood es formulierte, »nicht nur als politische, sondern als ökonomische Kategorie neu gedacht werden, als ökonomischer Regulator, als treibender Mechanismus der Wirtschaft«.

Kein Lebensstil
Der Kommunismus impliziert keine bestimmte Vorstellung vom guten Leben. Der Kommunismus ist kein Lebensstil oder eine Fantasie, bei der jeder Aspekt des Lebens eines Individuums zum Gegenstand politischer Entscheidungen wird. Er ist kein romantischer Gemeinschaftskult oder ein Traum von Kommunen, gemeinschaftlichen Mahlzeiten und Do-it-yourself-Kultur. Der Kommunismus ist vielmehr der Versuch, Institutionen zu schaffen, die den höchstmöglichen Grad an individueller Freiheit und demokratischer Kontrolle über diejenigen Aspekte des menschlichen Lebens gewährleisten, die notwendigerweise von den Mitgliedern einer Gesellschaft geteilt werden. Der Kommunismus ist genauso für Introvertierte und Eremitinnen geeignet wie für enthusiastische Kollektivisten.

»Die vollständige Demokratisierung der geteilten Aspekte der menschlichen Reproduktion ist die einzig vernünftige Konsequenz. Alle Lebensbereiche, die individuell bewältigt werden können, bleiben jedoch individuelle Angelegenheiten.«
Der Kommunismus beruht auf der Anerkennung, dass es Aspekte unseres Lebens gibt, die ontologisch kollektiv sind und daher nicht den Einzelnen überlassen werden können. Das beste Beispiel dafür ist Land: Ursprünglich gehört es niemandem und somit allen, weshalb Entscheidungen darüber demokratisch getroffen werden müssen. Die Vergesellschaftung unserer gemeinsamen Existenzbedingungen beruht nicht auf einer moralischen Behauptung über das Gemeinsame oder das Kollektive als etwas Feineres, Besseres oder Höheres als das Individuum, sondern auf der einfachen Erkenntnis, dass die Reproduktion der menschlichen Spezies von Natur aus sozial ist und dass die vollständige Demokratisierung der geteilten Aspekte dieser Reproduktion die einzig vernünftige Konsequenz dieser Tatsache ist. Alle Lebensbereiche, die individuell bewältigt werden können, bleiben jedoch in der Regel individuelle Angelegenheiten.

Die grundlegende Voraussetzung des Kommunismus besteht darin, dass die Grundbedingungen des gesellschaftlichen Lebens unter demokratische Kontrolle gebracht werden. Der Staat würde abgeschafft, alle privaten Unternehmen aufgelöst und alle privat besessenen Produktionsmittel – Land, Gebäude, Maschinen und so weiter – sowie der Reichtum der Oberschicht enteignet werden. Gleichzeitig müssten neue Institutionen geschaffen werden, die nicht nur viele der Funktionen übernehmen würden, die wir heute üblicherweise mit dem Staat assoziieren, sondern auch die Wirtschaft verwalten und überwachen würden.

Es handelt sich also um eine umfassende Ausweitung der Demokratie. Anstatt wirtschaftliche Entscheidungen den Marktkräften zu überlassen, wären wir es, die entscheiden würden, was wir wollen.

Die Kommune
Nennen wir die Grundeinheit der institutionellen Struktur des Kommunismus die »Kommune«. Jeder müsste sich für eine »Heimatkommune« entscheiden, aber jeder könnte in der Kommune leben, die er wählt. Die Größe der Kommunen würde variieren, abhängig von ihrer revolutionären Vorgeschichte sowie ihrem spezifischen geografischen, kulturellen und historischen Kontext. Einige Kommunen könnten stark urbanisiert sein und die Menschen, die in ihnen wohnen – nennen wir sie Kommunardinnen und Kommunarden – würden in die Millionen gehen, während Kommunen in dünn besiedelten Gebieten oder verlasseneren Inseln zunächst nur sehr wenige Menschen beheimaten würden. Der Kommunismus würde die Kluft zwischen Stadt und Land nach und nach verringern, aber zu Beginn wäre es notwendig, den Kommunismus in einer Welt aufzubauen, die von jahrhundertelanger intensiver kapitalistischer Urbanisierung geprägt ist. Das bedeutet, dass stark urbanisierte Gebiete wie Tokio oder Shanghai in mehrere große städtische Kommunen umgewandelt werden müssten.

Idealerweise würde jede Kommune alles kontrollieren, was notwendig ist, um die Bedürfnisse der Menschen zu decken, von Land, Wasser, Energie und anderen natürlichen Ressourcen bis hin zur Arbeitskraft, Technologie, Forschung und Bildung. Entscheidungen sollten im Allgemeinen von denen getroffen werden, die von ihnen betroffen sind – oder so nah wie möglich an ihnen dran –, um ein hohes Maß an Autonomie sicherzustellen und das Risiko undemokratischer Zentralisierung von Macht zu minimieren.

In der Praxis ist dies ein Ideal, das unmöglich zu verwirklichen ist, zum Teil weil eine der grundlegenden Bedingungen aller Kommunen eine stabile Biosphäre ist, und das kann nur durch eine Art von globaler Regulierung der Nutzung unserer gemeinsamen natürlichen Ressourcen gewährleistet werden. Außerdem gäbe es offensichtliche Vorteile bei der Zusammenarbeit zwischen Kommunen. Zwei benachbarte Kommunen könnten sich zum Beispiel dafür entscheiden, ihre Ressourcen in Infrastruktur oder Bildung zu bündeln. Solche Vereinbarungen zwischen Kommunen würden wahrscheinlich zu einer Art Pyramidenstruktur führen, bestehend aus politischen Institutionen mit Entscheidungsbefugnissen sowie Foren für Koordination, Wissensaustausch und gegenseitige Hilfe.

Im Kommunismus wären Volksabstimmungen häufiger, aber nicht alle Entscheidungen könnten auf diese Weise getroffen werden. Daher müssten auch repräsentative Versammlungen existieren, deren Sitze durch eine Kombination von Wahlen und Lotterien besetzt werden könnten. Dies würde der Bildung einer politischen Elite und der marktkonformen Professionalisierung der Politik entgegenwirken.

Die vielleicht wichtigste Aufgabe der Kommune wäre die Festlegung und Umsetzung der Wirtschaftspläne, die die Marktmechanismen ersetzen würden. Dies könnte etwa so aussehen: Alle Kommunemitglieder und Produktionsstätten würden regelmäßig ihre Bedürfnisse und Wünsche melden. Basierend auf öffentlich zugänglichen Daten zu diesen Bedürfnissen und Wünschen sowie auf vorhandenen Ressourcen und Produktionskapazitäten würden dann verschiedene politische Organisationen Entwürfe für Wirtschaftspläne vorschlagen, die die Produktionsziele für einen Zeitraum von zwei Jahren festlegen. Dieser Prozess würde mehrmals in Verbindung mit öffentlichen Versammlungen und Anhörungen sowie verschiedenen Formen öffentlicher Debatten wiederholt werden, um ein Höchstmaß an demokratischer Beteiligung zu gewährleisten. Schließlich würde ein endgültiger Plan durch ein Referendum verabschiedet werden. Entscheidungen über die genauen Einzelheiten der Umsetzung würden von repräsentativen Versammlungen in Zusammenarbeit mit Produktionsstätten getroffen.

Der öffentliche Sektor
Im Kommunismus wäre die Wirtschaft in zwei Sektoren unterteilt. Aaron Benanav lehnt sich an Marx an und nennt sie das Reich der Notwendigkeit und das Reich der Freiheit. Wir könnten sie auch den öffentlichen Sektor und den privaten Sektor nennen. Im öffentlichen Sektor – oder im Reich der Notwendigkeit – »würden wir die Arbeit teilen«, wie Benanav es ausdrückt, »die für unsere kollektive Reproduktion notwendig ist, indem wir Verantwortlichkeiten unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Neigungen aufteilen«. Dies würde unter anderem Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Wohnen, Bildung, Forschung, Kinderbetreuung, Altenpflege, öffentlichen Verkehr, Infrastruktur, Medien, Konsumgüter und das, was wir heute als Investitionsgüter bezeichnen, umfassen.

Die oben beschriebenen Zwei-Jahres-Pläne könnten als Liste all dessen betrachtet werden, was im öffentlichen Sektor produziert werden soll, was dann in eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden umgerechnet werden kann, die erforderlich sind, um diese Ziele zu erreichen. Diese Stunden würden idealerweise gleichmäßig auf alle arbeitsfähigen erwachsenen Mitglieder der Kommune verteilt, und spezifische Aufgaben würden entsprechend den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen jedes Einzelnen zugeteilt werden. Jede Person könnte beispielsweise verpflichtet sein, 20 Stunden pro Woche zu arbeiten.

»Die grundlegende Idee, die öffentlichen Bibliotheken zugrunde liegt, könnte auf Dinge wie Werkzeuge, Fahrräder, Musikinstrumente, Kunst und Kleidung ausgeweitet werden.«
Im Kapitalismus wird ein erheblicher Teil der für den Lebensunterhalt notwendigen Arbeit als unbezahlte häusliche Arbeit unsichtbar gemacht oder privatisiert. Die kapitalistische Trennung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, von Produktion und Reproduktion, die eine wichtige Quelle für geschlechtsspezifische Unterdrückung ist, würde im Kommunismus verschwinden, wo Reproduktionsarbeit als Teil der gemeinsamen Arbeitspensums der Kommune gelten würde.

Um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Kommune mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten ihrer Mitglieder übereinstimmen, könnten verschiedene Anreize verwendet werden – eine besonders unbeliebte Aufgabe könnte zum Beispiel mit der doppelten Stundenzahl berechnet werden oder mit besonderen Privilegien verbunden sein, wie dem Zugang zu attraktiverem Wohnraum oder besseren Arbeitsbedingungen. Beliebtere Aufgaben könnten per Losverfahren vergeben oder mit unbeliebten Aufgaben kombiniert werden. Eine ähnliche Strategie könnte verwendet werden, um sicherzustellen, dass das Bildungssystem der Kommune so gestaltet ist, dass es den prognostizierten Bedürfnissen der Kommune entspricht, um Engpässe bei spezialisierten Arbeitskräften zu vermeiden. Auf diese Weise könnte eine Arbeitsteilung geschaffen werden, bei der die meisten Aufgaben gleich attraktiv wären und bestimmte Gruppen von Menschen nicht gezwungen wären, die schlechtesten Aufgaben zu übernehmen – so wie es derzeit im Kapitalismus der Fall ist.

Alles, was im öffentlichen Sektor produziert wird, würde ohne die Verwendung von Geld verteilt. Wohnraum, Gesundheitswesen, Medizin, Bildung, Kinderbetreuung, öffentlicher Verkehr und Mahlzeiten in öffentlichen Cafeterias wären kostenlos und für alle verfügbar, ohne Kontrolle. Die Vergabe von Wohnraum würde durch eine Lotterie und Wartelisten erfolgen. Die grundlegende Idee, die öffentlichen Bibliotheken zugrunde liegt, könnte auf Dinge wie Werkzeuge, Fahrräder, Musikinstrumente, Kunst und Kleidung ausgeweitet werden, wie der dänische Politiker Pelle Dragsted kürzlich vorgeschlagen hat.

Konsumgüter, die mit unterschiedlichen individuellen Vorlieben verbunden sind (ich trinke gerne Wermut, andere bevorzugen vielleicht Sherry), könnten mit digitalen Gutscheinen »gekauft« werden. Alle Mitglieder der Kommune würden jede Woche Gutscheine erhalten, die sie für Dienstleistungen und Produkte aus öffentlichen Lagern verwenden könnten. Dies wären keine Formen von Geld, da die Gutscheine persönlich wären und nach einer bestimmten Zeit verfallen würden (sagen wir drei Monate, zum Beispiel). Das bedeutet, dass sie nicht übertragen und angesammelt werden könnten.

Der private Sektor
Die Kommune würde alles produzieren und verteilen, was notwendig ist, damit alle ihre Mitglieder ein gutes, langes, gesundes und stabiles Leben führen können. Sie wäre verantwortlich für den Bau und die Instandhaltung von Häusern, Stromversorgung, Straßen, Abwassersystem, Eisenbahn, Telefonnetz und Internet; sie würde Lebensmittel und Medizin, Kleidung, Möbel, Fernseher und Bücher produzieren; sie würde sich um ihre Mitglieder, ihre Kinder, die Alten und die Kranken kümmern.

Aber die Kommune könnte nicht alle Bedürfnisse erfüllen. Im Kapitalismus bestimmt die effektive Nachfrage der Einzelpersonen, was produziert wird – »die gesellschaftliche Macht wird so zur Privatmacht der Privatpersonen«, wie Marx es im Kapital formulierte. Im Kommunismus würden Entscheidungen darüber, was produziert werden soll, stattdessen demokratisch getroffen, was bedeutet, dass die Kommune beschließen könnte, bestimmte Produkte nicht zu produzieren, obwohl einige Personen es gerne hätten. In solchen Fällen stünde es den Kommunardinnen und Kommunarden in der Regel frei, diese Dinge in ihrer Freizeit selbst zu produzieren.

Produkte, die die Kommune beschlossen hat, nicht in ihren Wirtschaftsplan aufzunehmen, könnten vom privaten Sektor oder im Reich der Freiheit produziert werden – das heißt, dem Teil der Wirtschaft einer Gesellschaft, den die Menschen in ihrer Freizeit verwalten würden. Hier würde jeder Mensch nach Belieben produzieren und handeln, innerhalb bestimmter demokratisch festgelegter Grenzen (kein Handel oder keine Produktion von Menschen, Waffen oder harten Drogen, zum Beispiel). Die Mitglieder der Kommune könnten auch Institutionen und Technologien schaffen, die den Austausch erleichtern und regulieren könnten – zum Beispiel durch die Schaffung einer Art von Geld.

Stellen wir uns zum Beispiel vor, dass wir demokratisch beschlossen hätten, dass die Kommune nur Fahrräder in einer Farbe herstellen wird, um die Arbeitszeit für alle zu reduzieren. Wenn ein Kommunemitglied unbedingt ein rotes Fahrrad haben möchte, könnte ein ungefärbtes Fahrrad aus einem öffentlichen Lagerhaus (natürlich kostenlos, wie alles andere auch) geholt und es selbst lackiert werden. Oder vielleicht kann es in eine Fahrradwerkstatt gebracht werden, die eine Gruppe von Kommunardinnen in ihrer Freizeit eingerichtet hat, und lässt es dort im Tausch gegen etwas anderes umlackieren. Wie dieses Beispiel hoffentlich verdeutlicht, ist »der private Sektor« im Grunde nur ein Name für jene produktiven Aktivitäten, denen die Mitglieder der Kommune in ihrer Freizeit nachgehen.

»Geld würde ausschließlich als Tauschmittel existieren und könnte nicht verwendet werden, um bestimmten Personen Macht über andere zu verleihen.«

Die Grenze zwischen den beiden Sektoren würde von der Kommune demokratisch gezogen. Jedes Mal geht es um die Frage: Ist dies ein Bedürfnis, für das wir bereit sind, kollektive Verantwortung zu übernehmen, oder ist dies etwas, worum sich die Leute selbst kümmern sollten? Energie, Gebäude und Rohstoffe, die für die Produktion außerhalb des öffentlichen Sektors erforderlich sind, würden von der Kommune gewährt, entweder kostenlos oder im Tausch gegen Produkte oder Dienstleistungen.

Aber ist dieser private Sektor nicht einfach eine andere Form des Kapitalismus? Die Antwort lautet nein, weil die Kommune allen ihren Mitgliedern stets bedingungslosen Zugang zu lebenswichtigen Gütern garantieren würde, was bedeutet, dass es immer möglich wäre, sich vollständig aus dem privaten Sektor zurückzuziehen. Grund und Boden, Wohnraum und Arbeitskraft würden niemals zu Waren werden. Geld würde ausschließlich als Tauschmittel existieren und könnte nicht verwendet werden, um bestimmten Personen Macht über andere zu verleihen.

Das Leben im Kommunismus
Jahrhundertelang hat der Kapitalismus den Profit über die Natur gestellt. Das Ergebnis ist ein Planet, den der kommunistische Autor Eskil Halberg als renovierungsbedürftig bezeichnet hat. Wir brauchen das, was das Salvage Collective in seinem Manifest The Tragedy of the Worker von 2021 als Rettungskommunismus (salvage communism) bezeichnet, was bedeutet, dass ein bedeutender Teil der Ressourcen der Kommune der ökologischen Sanierung gewidmet sein müsste. Die Demokratisierung unserer gemeinsamen Ressourcen würde es ermöglichen, die Nutzung natürlicher Ressourcen zu regulieren und so die Existenzbedingungen für zukünftige Generationen von Menschen und anderen Lebewesen zu sichern, mit denen wir diese Erde teilen.

Die hier beschriebene Idee des Kommunismus unterscheidet sich genauso sehr vom autoritären Staatssozialismus des 20. Jahrhunderts wie vom Kapitalismus. Warum also überhaupt darauf bestehen, ihn mit »Kommunismus« zu bezeichnen – einem Wort, das so stark mit der stalinistischen Diktatur in Verbindung gebracht wird? Aus demselben Grund, aus dem wir den Begriff »Demokratie« nicht wegen der Deutschen Demokratischen Republik oder der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea aufgeben sollten. Für manche Worte lohnt es sich zu kämpfen, und statt den Begriff Kommunismus der typisch bürgerlichen Geschichtsfälschung preiszugeben, sollten wir darauf bestehen, die lange, ungebrochene Tradition fortzusetzen, die – in ausdrücklicher Opposition zum autoritären Staatssozialismus – seit über 150 Jahren für eine freie Gesellschaft unter dem Banner des Kommunismus kämpft.

Wie würde also das Leben im Kommunismus aussehen? Vor allem wäre eine kommunistische Gesellschaft frei, klassenlos und vielfältig. Der Kommunismus würde allen die Freiheit geben, ihr eigenes Leben nach ihren Wünschen zu gestalten. Der Kommunismus würde gleichbedeutend sein mit mehr demokratischer Entscheidungsfindung, weniger Arbeitsstunden, besserem Wohnraum, besserer Ernährung und einer stabilen Biosphäre sowie mit etwas, das der Kapitalismus niemals bieten kann: wirtschaftlicher Sicherheit. Im Kapitalismus weiß man nie, wann Entlassungen, Inflation oder eine Wirtschaftskrise einem den Boden unter den Füßen wegziehen werden; im Kommunismus müsste niemand befürchten, vom Zugang zu den grundlegenden Lebensbedürfnissen abgeschnitten zu werden. Ein kommunistisches Leben wird mit anderen Worten frei, sicher und gut sein – für alle.





Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel, der ursprünglich in Information erschien und von Sherilyn Nicolette Hellberg aus dem Dänischen übersetzt wurde.

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