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Revolution in Deutschland 1918-23 - RÜCKBLICK AUF DAS LETZTE JAHR DER REVOLUTION

Revolution in Deutschland 1918-23 - RÜCKBLICK AUF DAS LETZTE JAHR DER REVOLUTION

29.12.2023 00:35

classless Kulla
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►1918-23 – REVOLUTION in Deutschland


Revolution in Deutschland 1918-23
·
- RÜCKBLICK AUF DAS LETZTE JAHR DER REVOLUTION


1923

Nach dem letzten offenen Aufstand im Mitteldeutschen Industriegebiet, in Hamburg, im Ruhrgebiet und im Südwesten im März 1921 befinden sich Hunderte auf der Flucht im UNTERGRUND, von denen einige sich bis zu Karl Plättners Verhaftung Anfang 1922 (wenige noch weiter bis 1924) mit Raubüberfällen durchzuschlagen versuchen. Weitaus mehr Beteiligte der revolutionären Kämpfe, soweit sie nicht wie Tausende unmittelbar erschossen wurden, sind nach harten Urteilen dem bereits stark faschistisch geprägten Strafvollzug ausgeliefert, in dem sie Folter und Misshandlungen erleiden müssen, was viele nicht überleben. Die erst 1921 gegründete ROTE HILFE liefert Rechtsbeistand und Unterstützung für Gefangene, Opfer und Angehörige aller Parteien.
(1923 beginnt: Was bisher geschah)
***
Nun ruft ab dem 13. Januar 1923 die bürgerliche Regierung Cuno zum “passiven Widerstand” auf, sie stellt die nationale Interessenlage offen dem Klassenkampf gegenüber und kann ihn teilweise erfolgreich für sich einspannen. … Aus dem Interessenkonflikt zwischen deutscher, französischer und belgischer Regierung ist eine ständige Konfrontation von Soldaten und Zivilbevölkerung geworden.
(1923 beginnt: 11. Januar – Französisch-belgischer Einmarsch ins Ruhrgebiet)
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Ähnliches wie in Sachsen wird in den nächsten Monaten auch in Thüringen passieren: “ARBEITERREGIERUNG” und Bewaffnung der Arbeitskräfte. Das Interesse an revolutionärer Bewaffnung und das Interesse an antifaschistischer Bewaffnung fallen mehr und mehr zusammen. In Italien ist der Faschismus bereits an der Macht, in der “Ordnungszelle” Bayern formiert er sich rapide vor allem aus denen, die in den letzten Jahren die Revolution zusammengeschossen haben – und denen, die sie dabei anfeuerten und begünstigten.
(1923 beginnt: 15. März – Linksrutsch in Sachsen, ‘Arbeiterregierung’ gegen den Faschismus)
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Ursprünglich von der gigantischen Kriegsverschuldung aus dem Weltkrieg angestoßen, hatte die INFLATION seither stetig zugenommen und dem Großkapital erlaubt, im großen Stil Betriebe und Immobilien zusammenzukaufen, im Falle von Hugo Stinnes auch z.B. Schiffe, Landgüter, Hotels und Zeitungen. Während die Rekordinflation ab 1923 nun auch inländische Staatsschulden abgeträgt und den Großgrundbesitz entschuldet, die Regierung sich ihren “passiven Widerstand” gegen die Reparationen einiges kosten lässt (vor allem Zahlungen für von Maßnahmen der Besatzungsmächte Betroffene sowie für Kohle), sind Rentner, Kleinsparer, Erwerbslose und viele andere Unterstützungempfänger existentiell getroffen und auch immer größere Teile des Klein- und Bildungsbürgertums.
(1923 beginnt: 8. April – Erwerbslose belagern Rathaus von Mülheim/Ruhr)
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Reichswehr und Nazis bekommen wegen des Besatzungsgeschehens im Ruhrgebiet unterdessen Oberwasser. Die sich im Frühjahr häufenden Fälle von Gewalt und Vergewaltigung (etwa 50 Fälle sind dokumentiert) durch die Besatzungstruppen werden von der nationalistischen deutschen Propaganda vor allem marokkanischen und anderen Kolonialtruppen zugeschrieben. Frauen, die im Verdacht standen, sich freiwillig mit den Besatzern einzulassen, wurden schon seit dem Vorjahr von ‘Scherenklubs’ öffentlich gedemütigt und misshandelt.
(1923 beginnt: 24. Mai – Erwerbslose kontrollieren Preise, mehrtägige Hungerproteste in Dresden)
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ZETKIN, deren Rede als eine der frühesten theoretischen Auseinandersetzungen mit dem FASCHISMUS überhaupt und insbesondere als “erste Analyse des italienischen Faschismus” (Schütrumpf) gilt, bezeichnet ihn als Strafe dafür, die Revolution nicht weitergeführt zu haben, nennt ihn einen “bunt zusammengewürfelten Gewalthaufen”, der als außerlegale, außerstaatliche Machtorganisation für den bürgerlichen Staat fungiert, aber anders als andere Formationen der Konterrevolution weit in alle Teile der Gesellschaft und auch bis ins Proletariat hineinreicht. … Selbstschutz gegen den Faschismus, wie er sich in den Betriebshundertschaften bildet, sieht sie als ständig gebotene Notwehr und ebenso als Weg in die Einheitsfront.
In Westsachsen, im Zwickauer Revier und im Erzgebirge, zeigen sich die veränderten sächsischen Verhältnisse, in denen die Proletarischen HUNDERTSCHAFTEN als Ordnungskräfte teilweise die reguläre Polizei verdrängen können, durch immer selbstbewussteres Auftreten der Arbeitskräfte, die entgegen der Haltung der Großgewerkschaften, angesichts der durch Inflation geleerten Streikkassen auf Stillhalten und “Partnerschaft” mit dem Kapital zu setzen, zu Tausenden in Streik treten.
(1923 Juni: Komintern debattiert Faschismus, Streiks in Sachsen, Prozess gegen Plättner in Halle)
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Am 29. Juli 1923 findet in Deutschland der erste ‘ANTIFASCHISTENTAG’ statt, in Sachsen und Thüringen sind 150.000 überwiegend sozialdemokratische und kommunistische Arbeitskräfte auf der Straße, trotz Verboten in Berlin etwa 200.000, im Bezirk Halle-Merseburg 30.000, in Nordbayern 18.000, anderswo wird auf geschlossene Räume oder Ausflugslokale ausgewichen. Hauptforderungen sind die Entwaffnung faschistischer Gruppen und der Rücktritt der bürgerlichen Reichsregierung.
(1923 Juli: ‘Antifaschistentag’, Streiks, militante Lohneintreibungen)
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Am 10. August 1923 beginnt eine STREIKWELLE, die nach zwei Tagen mit 3,5 Millionen Streikenden an der Schwelle zum Generalstreik steht und zum Rücktritt der ohnehin angeschlagenen bürgerlichen Reichsregierung führt. Inmitten von ohrenbetäubendem Nationalismus, allgegenwärtigem konterrevolutionärem Militär, aufsteigendem Faschismus, galoppierender Inflation und immer noch fortwährend sich umwälzender Gesellschaft und Kultur kommen noch mal Millionen von Arbeitskräften zu sich, streiken zum dritten Mal in fünf Jahren die Regierung aus dem Amt, wollen die Revolution vollenden, die Republik verteidigen und mit ihren Räten die Sozialisierung von unten durchsetzen.
(1923 August: Millionenstreik erzwingt Rücktritt der Regierung)
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Am 26. September 1923 ernennt der bayerische Ministerpräsident Eugen von Knilling seinen Amtsvorgänger Gustav Ritter von Kahr zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten. Dieser war im Zuge des Kapp-Lüttwitz-Putsches im März 1920 durch einen eigenen ‘kalten Putsch’ ins Amt gelangt, hatte BAYERN zum Rückzugsraum für konterrevolutionäre Verbände gemacht (von den Massenmördern der Marinebrigade Ehrhardt über die terroristische Organisation Consul bis zur NSDAP), antisemitische Hetze betrieben und den Freistaat in einen autoritären Modellstaat geformt, den er die ‘Ordnungszelle’ nannte.
(26. September 1923: Zweiter ‘kalter Putsch’ in Bayern – völkisch-antisemitische Diktatur)
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Da sich Ministerpräsident Zeigner weigert, seine Regierung aufzulösen, und erklärt, nur der sächsische Landtag könne das (die Hundertschaften seien außerdem zur Abwehr der “schwarzen Reichswehr” erforderlich, weil die Reichswehr nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch nicht demokratisiert wurde), erlässt Reichspräsident EBERT am 29.10. eine Notverordnung, die im Rahmen der “Reichsexekution” die notfalls gewaltsame Absetzung der Landesregierung (seiner eigenen Partei!) erlaubt. (Im Grundgesetz der BRD ist das übrigens Artikel 37, der “Bundeszwang”.) Die REICHSWEHR, seit Tagen schon mit mittlerweile 60.000 Mann in Stellung gegangen, vertreibt Minister aus dem Staatsministerium, besetzt den Landtag und räumt ihn schließlich, setzt Zeigner fest, der am nächsten Tag seinen Rücktritt erklärt. Die neue Regierung wird schon wenige Tage später gegen die “Reichsexekution” klagen, aber die Tatsachen sind geschaffen.
(10. Oktober 1923: SPD-KPD-Regierung in Sachsen)
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Am 2. November 1923 marschiert die Reichswehr in Zwickau und Chemnitz ein, nachdem sie in den Tagen zuvor das “rote Herz” Westsachsen von Dresden, Leipzig und Plauen her eingekreist hatte. Hier war in Städten wie CRIMMITSCHAU in den 1860er Jahren die revolutionäre Sozialdemokratie mit ihren sozialistischen Bildungsvereinen und Zeitungen entstanden, wurde die erste Industriegewerkschaft gegründet, die sogleich auch Frauen offenstand. Später klärte der erbitterte Crimmitschauer Textilstreik von 1903/04 die Fronten im Klassenkampf – hier die landesweite und teilweise internationale Solidarität mit dem Kampf um den Zehnstundentag, dort die Einheitsfront aus Staat, Kirche und Bürgertum, schon bald ergänzt um den vom Kanzler des Jahres 1923 STRESEMANN gegründeten Verband Sächsischer Industrieller.
Ab 5. November beginnen Einheiten der Reichswehr mit dem Einmarsch in den benachbarten Osten von Thüringen, zunächst unter dem schon während des Vormarschs durch Sachsen üblichen Vorwands gegen Streiks oder Plünderungen (bzw. Beschlagnahmungsaktionen von Lebensmitteln zur Verteilung an Hungernde) einschreiten zu müssen. … Der Thüringer VSPD-Abgeordnete Hermann Brill nennt es kurz darauf einen “indirekten Staatsstreich”, die “faktische Entmachtung der Landesregierung” unter “Ausnutzung des Ausnahmezustands”, spricht von gut abgestimmtem Vorgehen der Reichswehr mit der Allianz aus Bürgerparteien und Landbund, die sich im Februar 1924 mit Stimmen der NSDAP (Vereinigte Völkische Liste) zur nächsten Thüringer Regierung wählen lassen wird.
(2. November 1923: Reichswehr in Zwickau und Chemnitz, ab 5.11. in Thüringen, Ende der Arbeiterregierung antisemitische Unruhen in Berlin, 'Hitlerputsch', Plättner verurteilt)
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Die Revolution war jedoch nicht erfolg- und folgenlos, ihr Beispiel könnte immer noch Ansporn sein: am stärksten war die Revolution in den Momenten der MASSENSTREIKS und der kollektiven Selbstermächtigung, dann konnte sie den Weltkrieg beenden, die Monarchie stürzen, ein bis dahin ungekanntes Niveau an Arbeitsrechten und politischer Beteiligung durchsetzen, Mittel und Zugänge nach unten umverteilen, 1920 einen frühen faschistischen Putsch vereiteln und schließlich 1923 sogar Teile des Großbürgertums zum vorübergehenden Bekenntnis zur Republik nötigen. Unverändert bleiben auch heute die stärksten Waffen der Arbeitskräfte ihr massenhafter egalitärer Zusammenschluss, ihre organisierte Verweigerung und Selbstaufklärung. Vor 100 Jahren war die Revolution zu Ende, und dieses Ende hat bis heute nicht aufgehört.
(Dezember 1923: Revolution zu Ende – Bürgertum und Militär gewinnen)
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Weihnachtsbotschaft der Leipziger Volkszeitung zum Hunger-Weihnachten 1923: “Die Welt birgt ungeheure Massen von Weizen, Baumwolle, von Fleisch und Fett. Es kommt zuletzt nur darauf an, eine andere Verteilung herbeizuführen. Die kann aber nur im schärfsten Kampfe gegen die Besitzenden herbeigeführt werden… Wir befinden uns inmitten einer Krise der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Sie wird zugrunde gehen… Dann wird Weihnachten sein für alle Menschen.”

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  • Erstellt von max hoelz In der Kategorie Geschichte am 29.12.2023 00:35:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 29.12.2023 00:35
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